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Ute Pfennig sitzt auf einer Kommode und Jasmin Schuster daneben auf einem Sofa. Beide lächeln in die Kamera
Kundenfokus

Das Design der Circular Collection: „Wir wollen kein Pseudo-Recycling betreiben“

Testlauf der OTTO-eigenen Circular Collection ist im vollen Gange. Wie aus recycelbaren Materialien ein cooles Design entsteht

Autorin Linda Gondorf Lesedauer: 4 Minuten
Schnell noch ein T-Shirt shoppen, noch eine Jeans mitnehmen oder einen nagelneuen Hoodie – und wenn es nicht passt, weg damit. Fast-Fashion bestimmt die Modebranche. Ute Pfennig, seit 20 Jahren Produktmanagerin bei OTTO und Jasmin Schuster, Category-Managerin unter anderem für OTTO products, haben zusammen mit anderen Teams eine zirkuläre Kollektion hergestellt. Wie kreiert man Designs für Mode, die recycelbar ist?

Wir leben in Zeiten von Fast-Fashion: Schnell gekauft, aber auch schnell weggeworfen. Dazu lassen sich die meisten Kleidungsstücke nicht so einfach entsorgen, landen im Sondermüll und werden verbrannt. Eine Lösung für dieses riesige Problem: Kreislaufmode. Was ist denn das wieder für ein neuer Begriff? Ganz einfach: Es bedeutet, Mode im Kreislauf zu halten, um den Wert der verarbeiteten Materialien zu erhalten. Genau das macht OTTO nun mit der ersten Circular Collection. Ute Pfennig, Produktmanagerin bei OTTO, hat diverse Marken wie OTTO products, aber auch Denim-Marken unter sich, kreiert Designs und hat maßgeblich an der neuen Kollektion gearbeitet. Jasmin Schuster ist Category-Managerin und unter anderem für die Vermarktung der OTTO products zuständig. Sie und das crossfunktionale Team stellen sicher, dass das Thema Circular Collection Vermarktungsseitig auf vielen Flächen zu sehen ist. Für Jasmin ist das Thema Nachhaltigkeit ein Herzensthema: „In diesem Bereich lernen wir alle noch so unglaublich viel und ich finde das sehr spannend“.


Herstellungsprozess: Was braucht es für ein recycelbares Kleid?

Ziel eines recycelbaren Produkts ist es, dass die Materialien weiterverarbeitet werden können, um den ökologischen als auch ökonomischen Wert zu erhalten. Also: Wird ein Kleidungsstück nicht länger getragen, soll Textilen-Müll vermieden werden. Ute erinnert sich an die Anfänge der Circular Collection von OTTO: „Wir hatten einen Workshop mit dem Berliner Start-up Cicular Fashion. Hier haben wir gelernt, was es braucht, um ein zirkuläres Produkt zu entwickeln. Es fängt schon beim Design an.“ Das Team um Ute musste sich also genau überlegen, wie die Kleidungsstücke aussehen sollten, sodass Langlebigkeit, effiziente Ressourcennutzung, Unschädlichkeit, aber auch Recyclingfähigkeit gewährleistet sind. „Es ist zum Beispiel nicht möglich, Accessoires aus anderen Materialien einzubauen. Daher haben wir Basic-Artikel wie Shirts und das längere Kleid designed, um kein Fremdmaterial nutzen zu müssen.“

Beim weißen Kleid sieht das schon anders aus. Hier gibt es Fremdmaterial. „Wir haben hier Holzknöpfe verwendet, um auf Plastik zu verzichten. Das ganze Kleid basiert auf einer chemischen Grundware, der Zellulose“, erklärt Ute. Der Clou: Das Kleid lässt sich blitzschnell zur Bluse, zum Rock und zum Kleid transformieren. „Ich kann es also unterschiedlich tragen.“

Materialauswahl: nachhaltige und recycelbare Materialien

Die ganze Kreislaufmode steht und fällt mit der Materialauswahl: Um Kleidung recycelbar zu machen, ist es sinnvoll, alles aus einem Material anzufertigen und vollkommen auf Mischware zu verzichten. „Heutzutage bestehen viele Produkte aus Mischgeweben, also aus natürlichen und synthetischen Materialien“, so Ute. Das Problem daran liegt auf der Hand: Diese Mischfasern lassen sich nur schwer wieder trennen. Somit ist das beim Recyceln ein unlösbares Unterfangen. Wie entsorgen wir aber für gewöhnlich ausgetragene Kleidung? Genau, sie landet im Müll oder in der Verbrennungsanlage. „Und somit verschwinden wertvolle Ressourcen, die man hätte wiederverwenden können“, erklärt Ute weiter. Bei den Circular-Produkten ist gewährleistet, dass die Materialien wieder trennbar sind. Ute: „Wir wollten keine Mischfasern und wir wollen auch kein Pseudo-Recycling betreiben.“

In der neuen Kollektion gibt es auch Teile, die eingefärbt sind. „Ein rohes Material ohne Färbung ist sehr gut recycelbar. Wenn wir ein schwarzes Kleid kreieren, gibt es immer noch eine Belastung durch zum Beispiel die Chemikalien in der Farbe und den erhöhten Wasserverbrauch durch das Auswaschen“, so Ute. Das blaue Shirt und das türkise Kleid wiederum sind ökologisch gefärbt: „Diese wurden mit Pflanzenfasern eingefärbt. Hierbei handelt es sich um Lavendel und Olivenblätter. Das ist tatsächlich Pflanzenabfall, welcher zum Färben verwendet wird. Das macht eine Firma aus der Türkei und mit der sind wir in den Austausch gegangen“, lächelt Ute und ist stolz, solche Firmen gefunden zu haben.

Die Aufgabe annehmen und bewältigen

Nach der Materialauswahl, dem Design und der Beschaffung, ist die Kommunikation mit den Lieferanten die größte Herausforderung: „Es ist deutlich umfänglicher, solch eine zirkuläre Kollektion umzusetzen als eine gewöhnliche. Während der Herstellung des Produkts muss jeder Produktionsschritt transparent und nachverfolgbar belegt werden und wir zertifizieren unser Textilprodukt OTTO products auf höchstem Niveau. Einen höheren Standard gibt es nicht. Das war schon herausfordernd, es überall zu erklären“, so Jasmin.

Das crossfunktionale Team hat es geschafft: Die Kollektion geht in die Produkttestphase

In Summe hat OTTO products nun vier zirkuläre Artikel. Dazu bietet auch die OTTO-Tochter Lascana zehn Artikel im Bereich Hoodies, Wäsche und Unterwäsche an. Jasmin: „Wir alle hoffen natürlich, dass die Testphase gut angenommen wird und dass der Kreislauf auch funktioniert. Es ist ganz toll, dass an diesem Projekt crossfunktional gearbeitet wurde. Daher wünsche ich mir natürlich, dass es ein Erfolg wird.“ Und was wünscht sich Ute? „Ich würde gerne noch mehr solche Designs gestalten. Denn nach diesem Projekt und der Herstellung wissen wir, wie es geht. Ich habe schon einige neue Ideen.“ Am Ende ist für Jasmin und Ute eines wichtig: dass zirkuläre Mode zur absoluten Normalität wird.

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