Von Modem zu Mobile: Drei Jahrzehnte otto.de
Otto.de wird 30 – wie eine Domain den E-Commerce mitprägte
Die Anfänge im Netz der 90er
1995. Das Internet in Deutschland ist noch ein zartes Pflänzchen: Rund 250.000 Menschen haben Zugang zum World Wide Web, Google existiert noch nicht, Amazon verkauft ausschließlich Bücher – und OTTO geht mutig mit einer eigenen Domain online. Die Technik? Rudimentär. Die Ladezeiten? Lang. Doch das kleine Sortiment (8000 Artikel) wächst rasant.
Bereits 1997 werden rund sieben Prozent des Umsatzes online erzielt. Bestellt wird damals per E-Mail, gezahlt auf Rechnung oder in Raten – ganz wie im klassischen Kataloggeschäft. Schon 1997 bietet otto.de eine Produktsuche an, eine Navigation durch zehn Sortimente von Damenmode bis High-Tech und sogar die Möglichkeit, Lieferauskünfte online abzurufen.
Technik, die begeistert – gestern und heute
Noch bevor otto.de 1995 offiziell startet, experimentiert OTTO mit interaktiven CD-ROM-Katalogen, die Zusatzinformationen, eine Suchfunktion und sogar Bestellmöglichkeiten via Modem anbieten. In den Anfangsjahren sind der geringe Datentransfer, die schmale Bandbreite und die hohen Surfkosten die größten Hürden – zwei Stunden auf otto.de kosten 1995 rund 7,20 Mark. Und trotzdem gibt es im deutschsprachigen Raum zu dieser Zeit kein anderes Unternehmen, welches ein vollumfängliches Angebot sowie eine funktionierende Customer Journey via Computer und CD-ROM anbietet.
Meilensteine der Transformation
Die folgenden Jahre markieren den Übergang vom digitalen Schaufenster zur vollwertigen Handelsplattform:
- 2007: Über 500.000 Artikel online verfügbar.
- 2008: Der Onlineumsatz übersteigt erstmals den der klassischen Kanäle.
- 2013: Entwicklung einer eigenen Shop-Software inhouse.
- 2014: otto.de wird vollständig responsive – optimiert für alle Endgeräte.
- 2018: Der letzte OTTO-Katalog erscheint und titelt: „Ich bin dann mal App."
- 2025: Mehr als 12 Millionen Kund*innen nutzen die Plattform, rund 70 % der Zugriffe erfolgen mobil; die App generiert mittlerweile ein Drittel des Umsatzes.
Entwicklungen bei OTTO basieren heute auf einer App-First-Strategie und sind geprägt von nachhaltigen Technologieentscheidungen und der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Plattform.
Starke Teams für eine starke Plattform
So wie sich otto.de verändert hat, haben sich auch die Jobs seit 1995 weiterentwickelt: Gestartet mit wenigen Web-Techniker*innen und HTML-Autor*innen – diese waren vor allem für das manuelle händische Schreiben von HTML-Codes wie Überschriften, Absätzen, Tabellen, Links und Bildern zuständig – arbeiten die Tech-Teams heute cross-funktional mit Produktmanager*innen, UX/UI-Designer*innen oder KI-Expert*innen.
Vom Shop zur Plattform
Heute ist otto.de weit mehr als ein Onlineshop: Die Plattform hat sich seit 2020 für Marktplatzpartner geöffnet und bietet mit mehr als 18 Millionen Artikeln ein deutlich breiteres Sortiment. Datengetriebene Services und KI-gestützte Funktionen sorgen für personalisierte Einkaufserlebnisse – von passgenauen Empfehlungen bis zu dynamischen Angeboten in Echtzeit.
Ausblick: Die nächsten 30 Jahre
Heute steht OTTO vor einem ähnlichen Umbruch, wir damals vor dem Sprung ins Web. Auch im KI-Zeitalter gestaltet der größte deutsche Onlineshop die Shoppingerfahrung von morgen. AI Commerce bietet Kund*innen prospektiv ganz neue Zugänge zu Produkten und Sortimenten. Von der Suche über chatGPT und Co. über die Beratung durch sprachgesteuerte KI-Assistenten hin zum vollständig automatisierten Einkauf durch KI-Agenten. Das Ziel bleibt dasselbe wie 1995: die Bedürfnisse der Kund*innen zu adressieren und ihnen das beste Einkaufserlebnis zu bieten. Mit innovativen Ansätzen bleibt die Plattform auch in den kommenden Jahrzehnten ein Treiber des digitalen Handels.